Zum Fliegen braucht man auch
kleine Federn

Wolfgang

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Erlösung

  21. März 2010
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Ein Textauszug

Die Erlösung ist nicht in Sicht. Aber ist denn das wichtig? Müssen wir das endgültige Ziel sehen, um uns auf den Weg zu machen? NEIN! Das Ziel ist der Weg! Wenn wir auf dem Richtigen Weg sind, ist bereits alles gut. Denn das Ich ist nicht der Gehende. Das Leben, es geht in uns und durch uns hindurch. Die Iche sterben. Doch es geht weiter. Drum zelebrieren wir jetzt diesen Augenblick und weihen ihn der unfassbaren Ewigkeit des Seins! Die beste Verwendungsmöglichkeit für unsere Lebenszeit liegt darin, sie für etwas zu nutzen, das dieses Leben überdauert.
Felix Tietje - 2003, "Der gläserne Tod".

Ich weiß nicht, wie viele dieser Ansätze ich in den Jahren bereits gelesen habe, lesen musste von Menschen, deren Horizont ich einschätzte als ziemlich weit weg vom Tellerrand. Was ist das bloss für eine (neurotische*) Idee, Menschen auf einen Weg schicken zu wollen, auf dem sie sich seit Anbeginn der Zeiten bereits befinden? Höre ich da unterschwellig Hoffnungslosigkeit klingen?

Was überdauert das Leben? So wie das letzte Hemd keine Taschen hat, sehe ich auch im Leben selbst keine überdauernswerten Elemente. Soll man sich an das Furchtbare, das Leiden, die Schmerzen, die Wut und Gewalt, das ganze als unsinnig Gefühlte erinnern; an die vielen Menschenleben, die für blinde Ideale geopfert wurden, die Bilder der ausgemergelten Körper missachteter Kinder sehen? Nein, Gott bewahre uns davor, möchte ich sagen.

Ich lebe im Ruhrgebiet, ich gestalte eine Seite für das Ruhrgebiet und las gestern wohl beinahe zwangsläufig auch von dem Prozess, wie aus Erz und Kohle Stahl entsteht.  Der Stahl ist gewollt, und NUR der - die Abfälle verschwinden im Dunkel der Geschichte.
Den weiter folgenden Textbeiträgen etwas vorgreifend, sage ich:
Erlösung kann auch die Erlösung vom Leben bedeuten. Der Tod läßt grüßen.

"Die menschliche Kommunikation ist ein Kunstgriff, dessen Absicht es ist, uns die brutale Sinnlosigkeit eines zum Tode verurteilten Lebens vergessen zu lassen. Von 'Natur' aus ist der Mensch ein einsames Tier, denn er weiß, dass er sterben wird und dass in der Stunde des Todes keine wie immer geartete Gemeinschaft gilt: Jeder muss für sich allein sterben. Und potentiell ist jede Stunde die Stunde des Todes. Selbstredend kann man mit so einem Wissen um die grundlegende Einsamkeit und Sinnlosigkeit nicht leben. Die menschliche Kommunikation webt einen Schleier der kodifizierten Welt, einen Schleier aus Kunst und Wissenschaft, Philosophie und Religion um uns und webt ihn immer dichter, damit wir unsere eigene Einsamkeit und unseren Tod, und auch den Tod derer, die wir lieben, vergessen. Kurz, der Mensch kommuniziert mit anderen, ist ein 'politisches Tier', nicht weil er ein geselliges Tier ist, sondern weil er ein einsames Tier ist, welches unfähig ist, in Einsamkeit zu leben."

Vilém Flusser, "Kommunikologie", 1998

* Selbst das neurotische Fordern nach einem
Weg (für Alle) gehört zu einem Weg, der
nicht gerade selten den "Eindruck" völliger
Sinnlosigkeit hervor ruft.


Manchmal vermag uns ein durch den Asphalt brechender Löwenzahn die tägliche Frage nach dem
Sinn des Lebens eindrücklicher und überzeugender zu beantworten, als eine ganze Bibliothek
philosophischer Schriften.

Dazu passend gibt es ein Bild!