Zum Fliegen braucht man auch kleine Federn

Streifzüge

Wohlbefinden

10. August 2009

Cranger Kirmes

Heute brauchten wir ein paar Minuten länger, um uns für eine der möglichen Tagestouren zu entsche...

So habe ich die Cranger Kirmes viele Jahre ausschließlich wahrgenommen: Aus großer Entfernung, meist von der Autobahn aus, heute mal vom rechten Kanalufer. Hier konnten wir bereits von Ferne die riesigen Bauten der Fahrgeschäfte bewundern - der Trubel noch versteckt hinter Bäumen. Die Strommasten im Hintergrund erinnern uns daran, dass hier ohne Strom nicht halb so viel los wäre.

Direkt bei der Kirmes entdeckten wir dann diese Gruppe junger Leute, die den kleinen Hubschrauber, bestückt mit einer Kamera, auf den Weg gebracht hatten. Susanne konnte ihn "erwischen" als er nur ein paar Meter über unseren Köpfen flog.

Versteckt im Gewirr einer Konstruktion ein unbekanntes Flugobjekt, das uns zuerst nur als sehr kleiner Punkt am Himmel aufgefallen war.

Es gab auch Zeiten, da ging man zur Cranger Kirmes. Als junge Mädchen hatten meine Schwester und ich mal drei Cranger Burschen "geangelt", rein zufällig, in Bochum im Brinkhoff's. Mit denen zogen wir los, und das war etwas besonderes, weil die hier quasi zu Hause waren, Leute kannten, wussten, wo wirklich was "los ist".

Apropos "Angeln": Als Kinder mochten wir gern Enten angeln und Fäden ziehen - und man freute sich doll, wenn man einen von zehn bunten Plastik-Trostpreisen aussuchen durfte. Ist wohl heute immer noch so.

Gewinne, Gewinne, Gewinne! - Gewinnen gehört auch zur Kirmes, aber meistens hat man doch Nieten. Bei dem Zeug, das es zu gewinnen gibt, ist man am Ende wahrscheinlich gut bedient, wenn man Nieten zieht und  so einen kleinen Beitrag zum Gewinn der Kirmesleute leisten konnte.

Das Kinder-Kettenkarussel geht zwischen all den riesigen hochmodernen High-Tech-Attraktionen fast unter. Für die Kinder ist diese Kirmes mit den vielen Eindrücken, den bunten Lichtern, der lauten Musik und den tausenden Menschen eine ziemlich schwere Kost. Für sie wären vielleicht ein paar Karussels und eine Bude mit Popcorn genug, um sich zu vergnügen.


Für die Kinder ist es herrlich, sich einfach im Kreis herumwirbeln zu lassen, aber auch sich zu bewegen. Aus eigener Kraft diese große Schaukel in Bewegung zu bringen, das macht stolz und das macht Spaß. Sie ist übrigens ein Nachfahre der "Schiffschaukel", die ich noch so kenne, wie ihr Name sie ganz richtig beschreibt. Heute muss es ja ein bisschen verrückter und wilder sein, und so ausgerüstet, dass ein Schwung um 360 Grad möglich ist.

Im Spaß sagten wir übrigens früher manchmal über jemanden, der besonders verwegen aussah: "Der ist Bremser an der Schiffschaukel."

Kommen wir von den Kindern zu den Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Für sie muss es schon noch verrückter und wilder zugehen. Da heißt wohl das Motto: Höher, schneller, weiter und mit erheblichem Schwindelfaktor bitte! Hier kann man an seine Grenzen gehen und sicher auch seinen Mut beweisen. Nervenkitzel für drei Euro fünfzig die Fahrt. Dazu mal ein paar Eindrücke auf den folgenden Fotos.

Bei dem Teil links geht es gleich in rasantem Tempo abwärts, ansonsten wird man hin und her und am liebsten über Kopf geschleudert. Ein junges Mädchen, das aus einem solchen Gefährt ausstieg, sah ziemlich mitgenommen aus. Als es  wieder etwas Farbe im Gesicht hatte, fragte ich, ob ich sie und ihre Freunde fotografieren dürfe. "Im Moment lieber nicht". Ich glaube, sie musste erst mal ins "wirkliche Leben" zurückfinden.

Früher mal fuhr ich auch auf den wilderen Geräten - (aber nie über Kopf). Bis zu einer Begebenheit auf der sehr bescheidenen Harpener Kirmes. Dort fuhr ich, mal wieder mit dem Schwesterherz unterwegs, mit einem sehr schnell drehenden Teil mit noch mal um sich selbst drehenden und dabei auf und ab wippenden, schaukelnden Kabinen; keine Ahnung mehr, wie das Teil hieß. An dem Tag war nicht viel Betrieb, und die Dame am Mikro meinte es sehr gut mit den Fahrgästen: "Wollt ihr mehr? Wollt ihr noch 'ne Runde?" rief sie immer wieder. Ich weiß nicht, wie lange die Fahrt gedauert hat, aber ich hatte für immer genug. Was auch sein Gutes hat, so spart man nämlich eine Menge Geld.

Links ist mal so eine Dame am Mikro eines der wilden Fahrgeschäfte zu sehen. "Könnt ihr noch? Dann drehen wir noch mal auf." Sicher hat sie das schon hunderte, vielleicht sogar tausende Male gerufen. Offensichtlich macht es ihr aber immer noch Spaß.

Tja, die Achterbahn. Da lass ich lieber die Finger davon. Zunächst mal, weil ich - wie schon erwähnt - nicht Kopf stehen mag. Und dann wurde uns als Kindern immer wieder erzählt, wie bei einer Harpener Kirmes ein Wagen abstürzte und ein Mann zu Tode kam. Diese Geschichte "sitzt" bei mir heute noch immer.

"Auf Crange", das ist ein echtes Volksfest. Da gibt es auch ein Festzelt, Musik und Tanz. (Fotos auf einer Extra-Seite). Das Foto links hat sich Wolfgang gewünscht. Ein Sänger, bei dem man "Musik" drüberschreiben muss, damit man mit dem Gestammel was anfangen kann. Nichts gegen den Künstler, der sicher sein Bestes gab. Nur hatten wir, wie die übrige Zuhörerschaft noch nicht genug Bier und Appelkorn genossen, um dies ausreichend würdigen zu können.

Mit dem Bild von der Knusper-Hexe und dem Lebkuchenherz kommen wir zum Ende dieses Kirmesrundgangs. Leibliche Genüsse gehören ja auch unbedingt zum Kirmesbesuch: Gebrannte Mandeln, Zuckerwatte, rote Paradiesäpfel, Backfisch, süßes Soft-Eis und saure Gurken - hier ist für jeden Geschmack etwas dabei. Wir gönnten uns Bratwurst umd Hot Dog, um uns für den Heimweg mit dem Rad zu stärken.

Eins möchte ich aber doch noch erzählen. Die Cranger Kirmes beginnt und schließt jedes Jahr mit einem prächtigen Feuerwerk. Am 13. August vor 13 Jahren saß ich mit einem Teil der Familie auf dem "Tippelsberg", und wir schauten von dort das Feuerwerk an und dachten an Romina, die wenige Stunden zuvor in Herne das Licht der Welt erblickt hatte. Ein solches Feuerwerk zur Begrüßung, das bekommen sicher nicht viele neue Erdenbürger geboten, und ich wünschte mir, dass es ihr Glück bringen möge. Für mich ist dies die schönste Erinnerung an die Cranger Kirmes.

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