Zum Fliegen braucht man auch kleine Federn

Wohlbefinden

Streifzüge


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Castrop und Rauxel

1. November 2009

Unausgesprochen waren wir uns einig, heute mal wieder durch die Felder von Gerthe nach Castrop zu fahren. Als ich dort noch wohnte, fuhren und liefen wir dort fast täglich einen Weg, der es in sich hat.

Heute schafften wir es bis zum ersten Stopp mal gerade ein paar Meter in den Weg hinein, weil ein großer Haufen frisch geernteter Rüben uns Motiv genug erschien.





Direkt gegenüber des Cafes, sah ich in eine Einfahrt - und glaubte meinen Augen nicht zu trauen: ein ziemlich dicker Baum. Er war den Bauherren wichtiger, als die bürgerliche Vorstellung von einer Ordnung; echt bemerkenswert.

Oben auf der Anhöhe haben sie vor Monaten angefangen, ein Windrad zu bauen. Es blieb vorerst bei dem Turm, und einem Weg, der mit Schotter für die Baufahrzeuge hergerichtet wurde - für Radfahrer nicht gerade vorteilhaft.

Auf der rechten Seite des Weges, bevor er einen scharfen Knick nach links macht, stehen ein paar Schlehensträucher, und ich wusste, dass sie nicht nicht viele Früchte tragen. Ein paar fand ich doch, und sagte, ich glaubte nicht, dass auf dem Weg hinunter weitere Schlehen stehen würden. Doch dann sah ich die schwarzblauen Beeren leuchten und hielt natürlich an und fing an zu pflücken. Susanne ging derweil zum Turm, um das Monument genauer zu betrachten.

Ich sah dann diesen Knick, und an der Ecke einen Strauch, der mir sehr nach Schlehe aussah. Es war auch einer, nur einer, von denen ich schon so viele gesehen hatte: keine einzige Beere dran. Aber wie das so meine Art ist, ging ich ein paar Schritt den Acker entlang, und brauchte nicht lange spähen, bis mir eine wahre Schlehenpracht ins Auge sprang.

Nun war Pflücken angesagt. Zwar hatte ich keinen Beutel für die Beute mit, aber den Einkaufskorb; der würde für die Beeren auch passen. Und weil ich ziemlich pragmatisch sein kann, nahm ich gleich das Rad mit.

Wie man ganz gut auf dem Bild erkennen kann, haben Schlehen Dornen. Na ja, das leckere Gelee tröstet leicht über die Löcher in der Haut hinweg.

So sah es dann nach etwa einer halben Stunde Pflückzeit in meinem Korb aus. Zuhause habe ich die Beeren gewogen - etwas mehr als 2 Kilo haben wir ergattern können. Sie liegen jetzt im Gefrierfach und bekommen den zweiten Frost.

Die Federn fand Susanne, die mit ihrem Fotoapparat nach anderer Beute suchte. Suchen kann ich das eigentlich gar nicht nennen: sie FINDET.

Und nicht nur "Natürliches". Es ist für mich immer wieder erstaunlich, dass selbst im hintersten Winkel, wo auf Kilometer im Umkreis nur Bäume, Büsche und Wiesen sind, sich auch Müll bzw. Abfälle finden. Das Bonbonpapier ist ja eigentlich nicht der Rede wert, weil auch ganze Müllsäcke herum liegen; oder doch?

Fehlender Respekt vor der Schöpfung, ja, den finden wir nicht nur in der Industrie.

Immer kamen wir auch an diesem Teich vorbei, der rechter Hand kurz vor dem Reiterhof liegt. Meist am Wochenende arbeitet dort ein älteres Ehepaar, aber leider ergab sich bisher keine Gelegenheit, mit ihnen zu sprechen. Jedenfalls konnten wir heute mal einen "klaren" Blick auf das Gelände werfen.

"Verzehr allerorten" nannte ich dieses Bild.


Abmarschbereit. Susanne ist ja sehr und immer geduldig mit mir, wenn ich in den Büschen verschwunden bin. Nein, ich habe nicht ALLE Beeren gepfückt, denn wir wollten ja nach Castrop, einem Ort, in dem wir so manch schöne Stunde verbrachten.

In Castrop bogen wir erst mal ab zum Stadtpark, und fuhren dann erst Richtung Bahnhof und weiter nach Rauxel. Susanne meinte, sie würde wieder mal keinen Kuchen bekommen und wollte abbiegen in den Bladenhorster Forst. Nein, nein, wir fahren mal geradeaus, da ist wenigstens die Chance auf ein Leckerchen.

Siehste woll, man darf seinen Glauben eben nicht verlieren.

Eine sehr nette Bedienung nahm unsere Wünsche entgegen und verkaufte uns Kuchen, der nicht nur toll aussah, sondern ebenso schmeckte. Die Qualität des Kaffees machte den Genuss perfekt. Ja, dass war mal eine Pause, die wir wohl körperlich nicht nötig hatten, die aber unsere Gelassenheit während der Ausflüge spiegelt.


Ein kleiner Wermutstropfen, die Castroper Bahnhofsstraße, die direkt am Cafe vorbei führt. Aber so gab es auch etwas zu beobachten - diesen kleinen Hund zum Beispiel, der das Geschehen außerhalb seiner Mobilhütte" sehr aufmerksam verfolgte. Ich fotografierte ihn allerdings nur, weil mir auffiel, wie sein Atem die Scheibe beschlagen machte.

Für den Heimweg wählten wir eine Strecke über Bladenhorst, am Schloß vorbei hinunter zum Kreisel, an dem ein kleines Einkaufszentrum entstand. Dann kamen wir mal wieder an der Gärtnerei Drippe vorbei, die uns vor zwei Jahren sehr viel Gutes getan hatten, fuhren Richtung Förderturm und weiter auf die Straße Richtung Gerthe. Da läuft bei einem Bauernhof jedes Jahr eine Schar fröhlich schnatternder Gänse rum.

Eine gefiel mir besonders gut, vielleicht, weil sie nicht so ganz weiß wie die anderen war.

Als wir schon fast wieder beim Reiterhof angelangt waren, sagte Susanne:
"Die haben es nicht so gut, wie Samantha, das ist Biofleisch".
Machte mich etwas betroffen, aber es ist ja wirklich so, dass einen Verbraucher das Produkt, das Verzehrbare interessiert, und nicht das Lebewesen, was damit verbunden  ist.

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Suses Blick

Ein schöner Sonntag für uns beide, und kein Totensonntag, sondern "Allerheiligen". Klar, dass ich mir nach dem schönen Ausflug einen Kommentar über den Begriff "heilig" erspare. Dafür gibt es eine Extraseite mit den Bildern, die Susanne am Windradturm einsammelte.