Zum Fliegen braucht man auch kleine Federn





















Ausflug in die Brombeeren


Mag es auch an dem älteren Menschen in unserer Gemeinschaft liegen,

nämlich mir, dass wir eine Tradition pflegen, die im Allgemeinen nicht sehr verbreitet scheint: Marmeladekochen. Das macht erstens Spaß, zweitens schmecken die Produkte unvergleichlich köstlich, und drittens läßt sich das Sammeln der Früchte allerbestens mit unseren Radtouren verbinden, die uns ohnhin in die hintersten Winkel von Flora und Fauna führen.

Heute trafen wir uns mittags in Castrop an der Europahalle; dort war Flohmarkt. Beim letzten Mal hatte es geschüttet, heute zum Ausgleich schwüle Wärme um 30 Grad. Lange hielten wir es nicht aus, suchten Abkühlung durch Fahrtwind und fuhren Richtung Wald, genauer gesagt zum Wildgehege. Fast wären wir auch gleich in den schattigen Gefilden angekommen, wenn nicht eine große Brombeerhecke erst mich und dann alle verleitete, der Hitze zu widerstehen und der Sammelleidenschaft nachzugehen. Moritz pflückte unten, Susanne in der Mitte und ich oben und in versteckteren Lagen, die man nur erreicht mit großem Schuhwerk und einer "Istegalobswehtuteinstellung".

Es dauerte nicht lange, bis wir die meisten unserer Schachteln und Dosen mit den großen und saftigen schwarzen Früchten gefüllt hatten, und dann ging's zum Wildgehege in den Schatten. "Fotografiere mal den weißen Hirsch", sagte Susanne, und ich wollte auch, allein die Akkus spielten nicht mit; schade eigentlich. Wo fahren wir lang? Da rum, okay, und jetzt? Da war ein Weg, den wir schon mal von der anderen Seite her kommend gefahren waren, und den nahmen wir - allerdings kamen wir nicht weit, weil gleich die nächste Brombeerhecke zum Pflücken einlud. Klar, dass wir nun alle Behältnisse voll hatten.

Der Rückweg war in der Hitze nicht nur kein Zuckerschlecken, sondern eine echte Strapaze. Unterwegs ließen wir uns von einem netten Mann, der sein Wohmobil wusch, erst mal die Wasserflaschen auffüllen, und am nächsten Büdchen gab's ein leckeres Eis. Wir fuhren dann kurz bei mir vorbei, machten uns ein Brot mit - ja, mit frischer Brombeermarmelade, guckten kurz nach den Blumen und fuhren erst dann nach Gerthe, um unsere "Ernte" zu verarbeiten. Waschen brauchten wir die Früchte nicht nach dem starken Regen vom Vortag, also:

gleich in den großen Kochpott, etwa 5 Minuten kochen, einmal durchs

Sieb streichen, um die Kerne zu entfernen, auf drei Kilo Fruchtmasse

dann zwei Kilo Zucker und mit 50 Gramm Agar-Agar und einem

Päckchen Ascorbinsäure (Zitronensaftersatz) noch mal 3 Minuten

kochen und ordentlich rühren. Gläser aus dem heißen Wasser fischen,

den passenden Deckel dazu finden, einfüllen, kräftig zudrehen und 5

Minuten auf den Kopf stellen - fertig.


Am Ende der Veranstaltung hatten wir eine erlebnisreichen Tag miteinander verbracht - und 13 Gläser edelster Marmelade standen auf der Küchenarbeitsplatte. Das Glück, im Prinzip für Jederfraumann, das man

nicht kaufen kann.

Wolfgang

Die heilende Brombeere

Die Brombeere (rubus fruticosus) wurde schon im Altertum als Heil- pflanze sehr geschätzt, und zwar, weil sie das Körpergewebe zu- sammenzieht, Blutungen stillt und bei Durchfall stopft. Ein Sirup aus Brombeeren und Honig ist wirk- sam gegen Mund-, Hals- und Magenkrankheiten. Aus den Blät- tern läßt sich ein Tee herstellen, der zum Gurgeln bei Angina, Mundfäule und Rachen- und Zahn- fleischentzündungen eingesetzt werden kann. Dazu benötigt man 20 - 30 Gramm getrocknete Blät- ter auf einen Liter kochendes Wasser.

(aus: "Bardeau, F.: Die Apotheke Gottes)

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