- Mann mit Kind
- Frau mit Mann
- Frau und Mann mit Kind
Vergessen wird vielfach, dass auch Kind eine Rolle spielt, und zwar für die
Entwicklung von Frau und Mann. Ja, es sind nicht nur die Eltern, die leisten,
rackern, schuften und sich mühen, und wenn sie mit den Ergebnissen ihrer
Erziehung konfrontiert werden, in der Regel auch noch ärgerlich und unmutig
werden. Konflikte im Miteinander sind vorprogrammiert, so scheint es. Warum
das so ist liegt auf der Hand, wenn wir das interaktive Wesen der Beziehung
betrachten. Wenn die Erwachsenen von den Kindern lernen MÜSSEN, ist dies ja
ein Entwicklungsprozeß, der im Prinzip niemals abgeschlossen ist - und eine
immerwährende Weiterentwicklung, sprich Unvollkommenheit impliziert. Ergo:
Eltern können wegen ihrer eigenen Bedürftigkeit niemals perfekte Lehrer oder
Vorbilder sein.
Das Fatale an der Situation ist, dass Kind lernen soll von Menschen, die
unvollkommen sind und ihrerseits auf Kindeshilfe angewiesen sind. Nun
verweigern sich die meisten Eltern dieser realtiv misslichen Situation, weil sie
mit ihrem Autoritätsanspruch nicht kompatibel ist. Kind hat zu gehorchen, das
haben sie selber gelernt, und das muss richtig sein, weil sie selber richtig sein
müssen, um ihren Erziehungsanspruch rechtfertigen zu können. So ähnlich läuft
das Prinzip auch in der Kirche ab. Gerade "Geistliche" (?) proklamieren eine
Sündhaftigkeit und Unvollkommenheit ALLER Menschen, benehmen sich aber so,
als wären sie niemals mit der Ebene des profanen Menschseins in Berührung
gekommen.
Alltag für Eltern - mit einem Maß an Bewusstsein für die Mängel in ihrer eigenen
Kindheitsentwicklung - ist ihre Beschränktheit im Umgang mit ihrem Kind; sie
fühlen sich immer wieder an Grenzen getrieben. Genau da beginnt Erziehung
keinen Spaß mehr zu machen, wenn es nicht mehr klappt mit Beherrschung,
Toleranz und Wohlwollen. Dann eskaliert es im Miteinander und Emotionen
brechen aus: Wut, Trauer, Feindseligkeit, die sich in die Gedankenwelt
schleichen und dort Ideen färben, die Gewalt wollen, die unterdrücken wollen,
die nach Macht streben, die Kinderregungen unterdrücken, um der eigenen
Ohmacht, auch die aus der Kindheitserinnerung, paroli zu bieten.
Schräge Gedanken am Heil'gen Abend - und die Musi spielt dazu. Nein, ich
plädiere nicht für die so genannte anitautoritäre Erziehung. Nein, ich möchte
nicht Eltern vor mir stehen sehen, die sich ihrer Fehlerbehaftetheit schämen.
Nein, ich beabsichtige nicht, das gesellschaftlich bestens organisierte Spiel,
Kinder als undankbare Plagen zu bewerten, in frage zu stellen. Was ich anregen
möchte ist allein, sich mal Gedanken zu machen, wie dieser Teufelskreis zu
durchbrechen wäre, wie man Kindern zu Partnern macht, wie man sich auf
Augenhöhe begegnen könnte.
Bedeutet Brüderlichkeit nicht das Wesen von Gleicheit, von Gleichberechtigung,
von Akzeptanz und Wertschätzung? Stellt sich die Frage, warum das Wesen
einer idealen Beziehungsform in die Familien so selten Einzug halten kann.
Enden möchte ich, und das mag hilfreich sein beim Lösen des Teufelskreises, mit
der recht lapidaren Feststellung, dass Menschen, die Kinder auf den Weg der
Autonomie führen wollen, Feinde des Systems sind. Ja!, das ist ungeheuerlich,
aber eins dürfte jedem klar sein: Kinder, die als "unwert" erzogen wurden, sind
später weniger autonom und mehr willfährig, lassen sich folgend leichter |