Kommen wir mal zu den Möglichkeiten einer Edelsteintherapie.
Allgemeines
Zahlreiche Mythen und Geschichten ranken sich um die Heil- und
Zauberkraft der Edelsteine, denen von altersher geheimnisvolle Kräfte
zugeschrieben werden. Ob als Amulett, Talisman oder Fetisch, die
schimmernden und glänzenden Produkte aus dem Innern der Erde waren
und sind noch immer begehrt, und uralt ist die Tradition über die
Verbindung von Edelsteinen mit der Astrologie. Babylonier und Ägypter
ordneten den zwölf Tierkreiszeichen je einen Edelstein zu, der
demjenigen, der unter diesem Zeichen geboren wurde, als Glücksbringer
diente.
Die magischen Kräfte der Sonne fingen, nach dem Glauben unserer
Vorfahren, die funkelnden Edelsteine ein. Als Sonnensteine bezeichnete
man ob ihres Farbspiels Rubin, Jaspis, Heliotrop, Topas und Smaragd.
Theophrast (370–287 v. Chr.), Plinius der Ägypter (23–79 n. Chr.) und
Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) verfaßten sogenannte Steinbücher. Während
Erstere sich mehr der Nennung der wichtigsten Edelsteine widmeten,
behandelte Dioskurides in seiner »Arzneikunde« alle in der Medizin
benutzten Steine. Die Orphischen Steinbücher (»Orphei Lithica«) aus dem
4. Jh. n. Chr. und aus dem Umfeld der Sekte der Orphiker, zählen 29
Steine mit besonderer Heilwirkung auf. Als wichtigster Stein galt ihnen
der Bergkristall. Der im 5. Jh. n. Chr. entstandene »Damiger« von Latinus
listet schon fast alle bekannten Steine auf. Die Araber setzten die
hellenistisch- römische Tradition fort, trennten Zauberglauben und
Medizin und bauten die Lehre von der inneren Verwendung der
Edelsteine weiter aus. In Indien verstand man sich von alters her darauf,
die getrübte Aura des Menschen mit heilenden Steinen wieder
herzustellen, so daß die kosmischen Schwingungen erneut ungestört in
den Mensch eindringen konnten.
Indien gilt als Ursprungsland der Edelsteinmedizin, haben doch die Inder
mehr als andere Völker schon von alters her eine Vorliebe für Edelsteine.
Neun Steine gelten in der indischen Literatur als Edelsteine, davon als
große Edelsteine Diamant, Rubin, Perle und Smaragd, die anderen Beryll
(Katzenauge), Hyazinth, Koralle und Topas als Nebenedelsteine.
Als besonders erwähnenswerte Eigenschaften nennen die indischen
Steinbücher Ursprung, Wirkung, Kaste und Farbe.
In unserer Zeit spielt das »edle Gestein« neben seiner rein dekorativen
Wirkung auch eine wichtige Rolle in der Computertechnik. Die immer
kleiner werdenden Chips bestehen aus Quarzkristallen, deren enorme
Speicherfähigkeit mittlerweile ja hinlänglich bekannt ist.
Nicht nur über die Heilkraft von Kräutern und Pflanzen, sondern auch
über die von Edelsteinen wußte Hildegard von Bingen, die berühmte
Klosterfrau des Mittelalters, zu berichten. Mit ihrem
überdurchschnittlichen analytischen Verstand begriff sie, daß die von den
Edelsteinen ausgesandten Schwingungen sich entweder durch Boten, wie
Wasser oder Wein, durch die Haut oder durch Aufnahme über die
Sinnesorgane auf den Menschen übertragen lassen und ihre Energien auf
das zentrale Nervensystem ausschütten. Sie bringen die Seele zum
Klingen, sperren längst verlorengegangene Bereiche in uns wieder auf
und vermögen es, Gesundungsprozesse zu beschleunigen und positiv zu
beeinflussen. »Als Hüter allen Gutes hat uns Gott die Edelsteine gesandt
... die vom Teufel gemieden werden.«
Daß gegen Dummheit wohl kein »Kraut«, aber ein Edelstein helfen kann,
beweist Hildegard von Bingen in ihrem 4. Buch »Physika«, wo es über den
Saphir u. a. heißt: » wer dumm ist, weil jegliche Wissenschaft in ihm fehlt,
und klug seine möchte, es aber nicht sein kann, und dabei nicht Bosheit
erhofft und sich nicht nach ihr ausstreckt, der bestreiche oft nüchtern
seine Zunge mit einem Saphir, so daß dessen Wärme und Kraft mit der
warmen Feuchtigkeit des Speichels die schädlichen Säfte, welche das
Verständnis im Menschen verscheuchen, unterdrücken. Auf diese Weise
gewinnt der Mensch gutes Verständnis. Und wer im Zorn sehr aufgeregt
wird, nehme sofort einen Saphir in den Mund, und der Zorn wird
erlöschen und aufhören.«
Und über den edelsten aller Steine, den Diamanten, wußte sie zu
berichten: » ist jemand hinterlistig, tückisch, böswillig, verlogen,
jähzornig und trunksüchtig, so wird er von diesen Lastern geheilt, wenn
er den Diamanten in dem Mund trägt. Wasser und Wein mit dem
Diamanten behandelt, sind heilkräftig bei Gicht, Gehirnschlag und
Gelbsucht. Wegen seiner großen Härte verabscheut ihn besonders der
Teufel.«
Die den Edelsteinen eigene Doppelnatur aus Energie und Materie ist es,
die erfolgreicher wirkt als so viele moderne Pharmaka. In »Hildegard-
Heilkunde von A–Z« heißt es dazu treffend: »Neueste
Forschungsergebnisse zeigen, daß die Interaktion neurophysiologischer
Abläufe mit elektromagnetischen Schwingungen im limbischen System,
dem Glücks- oder Gefühlszentrum des Menschen, zustande kommen und
so auf das Abwehrsystem des Menschen Stimulationen auslösen können.
Auf gleiche Weise wirken in diesem Zentrum religiöse, kreative oder
positive Erlebnisse und wirken bis in den mythologischen Bereich der
rechten Gehirnhälfte, in dem Urbilder, Ursymbole und Urprozesse
gespeichert sind, die für den Heilungsprozeß genutzt werden können.«
Hildegard von Bingens Aufzeichnungen zufolge waren Onyx, Prasem,
Rubin, Achat, Diamant, Magnetit, Bernstein, Perlen, Karneol, Bergkristall,
Marienglas und Kalk Steine mit besonderer Heilwirkung, die größte
Heilwirkung schrieb sie aber den zwölf Grundsteinen Gottes zu:
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